Pressemitteilung von Freitag, 18. März 2011 Apothekerverband Nordrhein e.V.
Höher, schneller, weiter: Die Devise der Olympischen Spiele gilt längst nicht mehr nur für den Spitzensport. Auch Freizeitsportler sind ehrgeizig und wollen ihre Leistung stetig verbessern. Wenn die natürlichen Grenzen erreicht sind, wird da oftmals nachgeholfen. Was Dopingsubstanzen und Arzneimittel an gesundheitlichen Schäden anrichten können, scheint da keine Rolle zu spielen. Die Apotheker in Nordrhein warnen vor den Folgen dieses Missbrauchs.
"Es ist schon mehr als bedenklich, wenn für viele Hobbysportler Arzneimittel ebenso zum Sport gehören wie Laufschuhe", beklagt Werner Heuking, Pressesprecher der Apotheker in Nordrhein die Entwicklung. "Breitensport dient dazu, sich fit und gesund zu halten. Wer Arzneimittel einnimmt, nur um die Leistung zu steigern, der spielt leichtfertig mit seiner Gesundheit."
Mit der Einnahme von Schmerzmitteln versuchen vor allem Ausdauersportler, Schmerzen zu unterdrücken, um zum Beispiel vor einem Marathon das Training nicht unterbrechen zu müssen. Hobbyfußballer greifen zu entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). "Schmerz ist aber ein wichtiger Schutzreflex des Körpers, der zum Abbruch des Laufens auffordert. Wer diese Signale missachtet, verschlimmert unter Umständen die Entzündung oder Prellung", sagt Heuking. Wer Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum einnimmt, riskiert zudem die Gefahr einer Arzneimittelabhängigkeit, so die Apotheker in Nordrhein. "In Deutschland sind laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 1,9 Millionen Menschen medikamentensüchtig."
Aktuelle Studien zum Arzneimittelmissbrauch von Freizeitsportlern gibt es nicht. Das Thema wird bislang noch vernachlässigt, weil es sich im Gegensatz zum Spitzensport im privaten Bereich abspielt. Nach zuletzt vorliegenden Untersuchungen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) greifen in Deutschland aber rund 200.000 Hobbyathleten schon zu Dopingmitteln, Tendenz steigend. Die Dunkelziffer soll noch weit höher sein. "Wir beobachten in der Gesellschaft einen gefährlichen Trend zu einer unkontrollierten und unbedachten Arzneimitteleinnahme", sagt Heuking. So sollen rund zwei Millionen Berufstätige gelegentlich Arzneimittel nehmen, um die Jobanforderungen erfüllen zu können. "Das Problem Arzneimittelmissbrauch muss noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden," lautet das erklärte Ziel der Apotheker in Nordrhein. "Dafür werden wir uns weiter einsetzen."
Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die im Freizeitsport verbreitet sind:
- Schmerzmittel
- Entzugserscheinungen bei längerer Einnahme, Abhängigkeit, Entzündung der Magenschleimhaut, Nierenschäden
- Diuretika (zur Gewichtsreduktion, normalerweise Einsatz bei Herzschwäche oder Bluthochdruck)
- Thrombosebildung (steht auf der Dopingliste)
- Aufputschmittel
- Risikobereitschaft steigt, gefährliche Situationen werden unterschätzt, lässt Wirkung nach, folgt Müdigkeit
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